Gedankenverloren, anmutig, aber auch hoffnungsvoll: Benjamin Amaru baut mit seinen Songs Brücken zwischen Tag und Nacht, zwischen Schattenwelten und Glücksmomenten. Er verwandelt das, was er sieht, erlebt, fühlt, in Musik. Sein Musikerdasein sei „mehr ein Abenteuer als eine Karriere“, sagt er. Das Piano zieht sich wie ein roter Faden durch seine Lieder. Die letzte Deutschlandtour war bereits komplett ausverkauft.
2018 schickte Benjamin Amaru seine erste Single auf ihre digitale Weltreise. Das Stück hieß „Water Falls“, der Künstler hatte gerade seinen zwanzigsten Geburtstag gefeiert. Aber wie der tapsige Gehversuch eines Anfängers klang „Water Falls“ beileibe nicht. Schon mit den luftigen elektronischen Marimba-Riffs, die durch den Track führten, legte Amaru sein feines Gespür für ungewöhnliche Arrangements an den Tag. Derweil glitt die Stimme heiter wie ein Surfer über die Wellen der elastischen Melodie, wirkt im souligen Troubadour-Register genauso locker wie im Falsett, in welchem er seine „Backing Vocals“ gleich selbst besorgte. Es ist der frühreife Blueprint für alles, was Amaru seither komponiert hat. Und klingt doch ganz anders als die Musik, die er heute kreiert.
Inzwischen hat Benjamin Amaru mehr als fünfzig Tracks veröffentlicht. Die Zahl seiner regelmäßigen Spotify-Hörer*innen liegt monatlich bei 800.000. Pro Jahr generiert Benjamin Amaru über 30 Millionen Streams, dies alles ohne Vertrag bei einer Plattenfirma. Der Erfolg beruht ganz auf „word of mouth“, YouTube, Instagram, sehr viel Fleiß – und nicht zuletzt auf einem stilsicheren Musikgeschmack.
Benjamin Amaru wuchs in den grünen Hügel der Ostschweiz auf. Seine Mutter stammt aus Iran, sein Vater ist Schweizer, zusammen verbrachte die Familie viel Zeit in den USA. Früh war er also mit der Vorstellung von unterschiedlichen Kulturen, Sprachen und Perspektiven vertraut. Vierzehn Jahre alt war er, als ihm ein Freund einredete, zu seinem Hip-Hop-Track ein bisschen Gesang beizusteuern. Im Studio lernte er den etwas älteren Produzenten Joe Actill kennen. Die beiden sind heute noch ein Team. Inzwischen ist aus dem Duo eine Arbeitsgemeinschaft mit diversen Mitmusikern und Produzenten geworden. Auch der Name Shelter 12 taucht in Amarus Discographie auf: „Einmal im Jahr produzieren wir eine EP und gehen mit dem Geld gemeinsam in die Ferien.“
Improvisation und Spontanität, dazu ein offenes Ohr und die Bereitschaft, auf querschlägerische Einfälle einzugehen: es sind die Grundsteine von jedem Amaru-Lied. „Im Studio kommt mir eine Melodie, ich spiele sie einhundert, zweihundert Mal, dann hocke ich hin und frage mich: was heißen diese Töne? Ich entwickle gern eine musikalische Struktur, die ich dann in mich hinein singe, bis nur noch Worte herauskommen, die für diesen Song da sind. Das geht 15 Minuten, manchmal 30, manchmal zwei Stunden, oder ein paar kurze Etappen über die Woche hinweg. Immer aber muss es direkt kommen, sonst schmeiße ich alles über den Haufen.“
Foto: Rouven Niedermaier
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