Es gibt an Bord jeder Raumstation kleine private Gegenstände, die an das Leben auf der Erde erinnern und gegen das Heimweh helfen sollen. Im Falle von ÄTNA ist es umgekehrt. Sie erinnern uns regelmäßig an das Weite, Unvorstellbare und schüren mit ihren musikalischen Visionen die Neugier auf alles jenseits der Stratosphäre. So klingt ungefähr das Multiversum. Wir können es nur noch nicht beweisen.
Schon bei ihrem 2020 erschienenen Debüt “Made By Desire” war klar: Bundesdeutscher Normpop ist hier nicht. ÄTNA stellten sich vor als avantgardistisches, interdisziplinäres Duo mit präzisem Gespür für eingängige Hooks, treibende Rhythmen und beeindruckende Bildwelten. Nach Features mit Solomun, MEUTE und Marteria sowie der Zusammenarbeit mit der NDR Bigband in der Hamburger Elbphilharmonie und dem Bayrischen Rundfunkorchester war kein Zweifel mehr an der Vielseitigkeit der beiden. Obwohl der Look und die prägnanten Synthieflächen futuristisch anmuten und in fast extraterrestrischer Einzigartigkeit in der hiesigen Musiklandschaft bestehen, ist die Grundlage aller Transzendenz bei ÄTNA die handwerkliche und auch tatsächlich handgemachte Perfektion. Inéz und Demian waren und sind in erster Linie erstklassige Musiker:innen und das gilt auch für alle, mit denen sie an ihren Produktionen arbeiten. Nach dem erfolgreichen und selbstbewussten „Push Life“ aus 2022 legen ÄTNA 2024 ihr drittes Album „Lucky Dancer“ vor. Aufgenommen zwischen Spanien, Südfrankreich und Bali haben Inéz und Demian den Puls der Zeit erspürt und eingefangen wie ein Glühwürmchen, ihn transformiert in ein pochendes, pulsierendes Werk voller Gegenwärtigkeit. Auf allen Alben verfeinern ÄTNA ihre visionäre Utopie klanglich weiter und weben ihre Musik engmaschig ein in die Themen, Sounds und Sphären ihrer Zeit. Mal in minimalistisch reduzierten, mal in theatralisch überzeichneten Metaphern spiegelt sich hier, was es bedeutet, das Jetzt auf der Erde zu erleben.
Trotz wachsender nationaler und internationaler Fanbase und Auftritten bei renommierten Festivals wie dem SXSW in Austin ist das pittoreske Dresden nach wie vor das Base Camp für ÄTNA. Ausflüge sind dennoch essentiell. Entweder in Form von Reisen oder als Kollaborationen an der Schnittstelle zwischen Musik, Kunst, Geschichte, Film, Theater, Fashion, Digitalität und Fantasie. Das auf diese Art stetig wachsende ÄTNA-Universum dehnt sich jedenfalls immer weiter aus und die Chancen, dort noch auf einige Überraschungen zu treffen, steigen jeden Tag mehr.
Text: Ilona Hartmann
Foto: Julia Groll
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